Sie schauen morgens schon vor dem Zähneputzen auf Ihr Smartphone? Das Letzte, was Sie abends im Bett tun, ist: Auf ihr Smartphone schauen? Sie schauen auch drauf beim Essen, im Restaurant – auch wenn Ihr Rendezvous noch so interessant ist? – Das alles sollten Sie besser nicht tun. Aber bevor Sie von Ihrer Smartphone-Sucht befreit werden, müssen Sie wohl erst das Buch "Digitaler Burnout" lesen.
Digitaler Burnout
Worum es geht
Um unseren täglichen Wahnsinn, nur mal kurz was zu checken: WhatsApp-Mitteilungen, Facebook-Einträge, neue Nachrichten. Im Schnitt 88 Mal am Tag schauen wir auf unser Smartphone, schreibt der Autor des Buches, der Bonner Informatik-Professor Alexander Markowetz. Egal ob beruflich oder privat – wir werden permanent unterbrochen. Für produktives Denken und Arbeiten müssten wir in einen Flow kommen – in einen Zustand der Tiefenkonzentration. Doch wenn wir 88 Mal auf das Smartphone schielen, kann das schon neuro-biologisch nicht klappen. Im Gegenteil: Unsere Konzentration und Leistungsfähigkeit leiden massiv. Die Folge: Reizüberflutung, die reizbar macht, erschöpft, unproduktiv - und nicht glücklich.
Für wen interessant
Für alle, die sich die selbstkritische Frage stellen: Habe ich die Kontrolle über mein Smartphone oder hat das Smartphone die Kontrolle über mich? Gerade die besinnlichen Weihnachtstage könnte man nutzen, um sich mit diesem Buch darüber klar zu werden, was wir uns das ganze Jahr über eigentlich antun. Multitasking, Kommunikationsüberlastung, innere Unruhe. Wenn Städte jetzt schon Ampeln in den Boden von Gehwegen bauen wollen für all die, die immer nur nach unten aufs Display schauen – dann wird klar, welch erschreckendes Maß die Handy-Nutzung der Generation iPhone erreicht hat. Der Autor spricht provokativ sogar von einer Verhaltensstörung.
Fazit
Digitale Dauerbereitschaft überfordert unsere kognitiven, psychischen und sozialen Fähigkeiten – trotzdem nutzen die allermeisten das Smartphone völlig gedankenlos. Dabei, so der Autor, ist es ein Suchtmittel und müsste so verpönt sein wie der Spielautomat. Ist es aber noch nicht. Komisch - denkt man, wenn man dieses Buch liest. So, wie die Gesellschaft längst geklärt hat, ob es sinnvoll ist, zu rauchen oder fettig zu essen, während bio und vegan der Trend sind, ist die exzessive Smartphone-Nutzung erstaunlicherweise noch kein großes Thema. Der Autor hebt keinen moralischen Zeigefinger – aber er macht uns klar: SO, wie die meisten das Smartphone nutzen, handelt es sich um Anti-Yoga. Er plädiert für eine digitale Entgiftungskur. Und wie die ablaufen könnte – das ist nachzulesen: in diesem Buch.
Quelle: https://www.swr.de/swr1/bw/programm/bookreview-swr-314.html